Aus der Presse: "Hochgefühl im Oldtimer"

20.06.2014

Klappe zu: Rolf Wittorf steigt über die Seite in seinen Piper-Oldtimer und freut sich darauf, hoch über der Erde zu schweben. (Bild: Piper)

Spartanisches Cockpit: Im originalen Piper-Flugzeug aus dem Jahr 1952 gibt es keine elektronischen High-Tech-Hilfsmittel wie zum Beispiel einen Autopiloten. (Bild: Piper)

Heimatflughafen Schachtholm: Privatflieger Rolf Wittorf schiebt sein einmotoriges Kleinflugzeug aus einem Hangar. (Bild: Piper)

(Bild: Piper)

(Bild: Piper)

Aus der Landeszeitung von Donnerstag, den 19. Juni 2014:

"Privatpilot Rolf Wittorf besitzt eine Rarität. Der Rendsburger hat sich einen Traum erfüllt und ein Piper-Flugzeug von 1952 gekauft. Er verbringt jährlich rund 100 Stunden mit dem Oldtimer in der Luft.

Stellen Sie sich vor, ein Kleinflugzeug befindet sich im Landeanflug. Gleichzeitig setzt sich auf der Rollbahn ein Auto in Bewegung, auf dem Dach eine Plattform, kaum länger als die fliegende „Kiste“. Beide Fahrzeuge nähern sich an – und das Flugzeug setzt auf der Dachplattform auf. Gelandet! Mit solchen spektakulären Vorführungen machte die Firma Piper Aircraft Corporation Anfang der 40-er Jahre auf ihre Produkte aufmerksam. Der Siegeszug der Piper-Maschinen begann.

Rolf Wittorf hält die Erinnerung an die Legende der Luftfahrtgeschichte wach. Der 57-Jährige hat sich einen Traum erfüllt und vor vier Jahren eine Piper PA 18 gekauft. Landesweit gibt es nur vier Privatflieger, die einen Oldtimer der berühmten amerikanischen Herstellerfirma besitzen. Der Rendsburger hat sein weiß-rot-lackiertes Schmuckstück aus dem Jahr 1952 in einem Hangar auf dem Flugplatz Schachtholm untergebracht. Von hier aus hebt der „Himmelsstürmer“ regelmäßig ab. Der Vielflieger verbringt jährlich rund 100 Stunden mit seiner Piper in der Luft.

Die kurzen Lande- und Starteigenschaften des Kleinflugzeugs, die vor sechs Jahrzehnten werbewirksam in Szene gesetzt wurden, begeistern auch Rolf Wittorf. „Mir reichen 150 Meter zum Landen“, sagt der Profi. So sei es zum Beispiel für ihn kein Problem, auf der Helgoländer Düne zu landen, wo die kürzeste Bahn nur 290 Meter beträgt. „Außerdem wollte ich eine Maschine haben, die robust ist und über zwei Tanks verfügt, damit ich weite Strecken fliegen kann.“ Über ein Jahr lang suchte der Norddeutsche nach einem Modell und wurde schließlich im Internet fündig. Auf dem entsprechenden Markt werden die Piper-Raritäten nach Angaben von Rolf Wittorf für rund 50 000 Euro gehandelt.

„High-Tech ist nichts für mich“, begründet der Routinier seine Leidenschaft für die ursprüngliche Fliegerei. Um zu starten, dreht der Pilot an seinem Propeller. Und die Instrumentierung am Armaturenbrett wirkt spartanisch. Zur Motorüberwachung dienen Drehzahlmesser und Anzeige von Öldruck- und Temperatur. „Das ist noch Fliegen pur“, sagt der ehemalige Soldat des Lufttransportgeschwaders 63 (LTG) in Hohn. In einer Höhe von 600 Metern und mit einem gemächlichen Tempo von 150 Stundenkilometern brummt Wittorf in seinem Oldtimer mit Rundum-Verglasung über Getreidefelder, Wiesen, Wälder und Seen. Das sei ein Hochgefühl. „Aus der Vogelperspektive sieht man erst, wie wunderschön unser Land ist.“

Schon als 14-Jähriger war der Rendsburger von der Fliegerei fasziniert. Sein Vater war ebenfalls Privatpilot. Die ersten Erfahrungen mit diesem Hobby sammelte der Junge als Mitglied im Aero Club in Kropp. Seither hat ihn die Leidenschaft, in die Lüfte zu steigen, nie mehr losgelassen. Zunächst widmete sich Wittorf der Segelfliegerei. Doch aus Zeitgründen wechselte er zum Motorflug. Den entsprechenden Flugschein machte er bei der Bundeswehr-Sportfluggruppe in Hohn. Der 57-Jährige ist meistens allein in seiner liebevoll gepflegten Piper unterwegs. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Rolf Wittorf beteiligt sich bundesweit an Flugtagen und ist zudem Mitglied der Büsumer Piper-Staffel. Drei Maschinen gleichen Typs steigen auf und bilden bei Vorführungen eng beieinander kunstvolle Fi guren am Himmel.

Der Piper-Fan bereitet derzeit ein Wiedersehen mit den Fliegerkameraden vor. Der Rendsburger richtet nämlich das interne jährliche Piper-Treffen vom 27. bis 29. Juni aus. 163 Anmeldungen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern sind eingegangen. „Eine Rekordzahl“ freut sich der Pilot, der bei der Organisation der Veranstaltung von den Ultraleichtfliegern auf dem Flugplatz Schachtholm unterstützt wird. Auf dem Programm stehen die Prämierung der schönsten Piper-Maschine und des weitesten Anflugs, Musik, Tanz, Fachgespräche, Besuch der Schiffsbegrüßungsanlage und ein Feldgottesdienst. Der Höhepunkt aber soll ein Aus-Flug zur Kieler Woche werden: Im Verbund werden die fliegenden Oldtimer Kurs auf die Landeshauptstadt nehmen und die Windjammerparade begleiten. Kurz: Die Schiffe auf dem Wasser erhalten Beistand aus der Luft."

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin: Frau Helma Piper